Versicherungen haben es zunehmend schwer, ihre Kunden zufrieden zu stellen und sie langfristig an sich zu binden. Policen, die im Schadensfall für Kosten rund um Hausrat und Gebäude aufkommen, sind längst nicht mehr attraktiv genug für viele Kunden. Die Versicherungskammer reagiert jetzt mit neuen Serviceangeboten.
Versicherungskammer will Kunden mehr bieten
Die Versicherungskammer gehört zum Sparkassen-Verbund und ist vor allem in Bayern, der Pfalz, im Saarland und in Berlin und Brandenburg aktiv. Mit einem neuen Projekt sucht der Konzern nun Wege, um Kunden an sich zu binden. „Der Kunde sucht heute mehr als ein Produkt. Er hat ein Bedürfnis“, sagt die Vorstandschefin Barbara Schick (dpa). Und genau dieses Bedürfnis soll auch erfüllt werden. Der Konzernchef Frank Walthes erklärt, dass Kunden mittlerweile in Ökosystemen denken – dass sie sich also an bequeme Services gewöhnt hätten, die weite Bereiche abdecken. Daher reiche es nicht mehr aus, lediglich Versicherungspolicen zu verkaufen und Schäden zu begleichen. Deshalb will die Versicherungskammer neben dem ursprünglichen Geschäft jetzt auch auf Dienstleistungen setzen.
Vom Blumengießen bis hin zum Diebstahlschutz
Dabei geht es zunächst um den Service rund um die Sicherheit von Haus und Wohnung. Das 2018 gegründete Start-up Uptodate ist eine Tochtergesellschaft der Versicherungskammer, die sich mit der Entwicklung entsprechender Projekte beschäftigt. Aktuell steht „Holiday Care“ auf dem Plan. Das Projekt soll Kunden, die in den Urlaub fahren, gleich mehrere Leistungen zur Verfügung stellen. Kunden können ihre Blumen gießen oder den Briefkasten leeren lassen. Außerdem ist in „Holiday Care“ ein mobiles Sicherheitsgerät inbegriffen, das in der Wohnung oder im Haus aufgestellt werden kann. Es ist mit Bewegungs-, Rauch- und Wassermeldern ausgestattet und direkt mit dem Servicepartner Securitas verbunden. Schlägt das Sicherheitsgerät Alarm, greift ein Investitionsteam ein. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung kostet das „Holiday Care“-Paket für ein Wochenende 69 Euro und für eine Woche 99 Euro. Eine Versicherungspolice ist in diesem Paket nicht inbegriffen.
Weitere Projekte sind geplant
Aktuell laufen die Geschäfte für die Versicherungskammer gut. Nach eigenen Angaben ist der Konzern die Nummer sieben auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Im vergangenen Jahr konnte der Nettogewinn um mehr als ein Drittel erhöht werden. Die Beitragseinnahmen stiegen um 2,6 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro an. Dennoch glaubt die Versicherungskammer, dass es ohne oben genannte Dienstleistung langfristig keinen Fortschritt geben kann. Deshalb sind auch weitere Projekte geplant. Dazu gehört zum Beispiel auch die Installation von vernetzten Smart-Home-Geräten, die zum Beispiel die Fernsteuerung der Wohnung erlauben oder Wasserschäden frühzeitig erkennen. Das nächste Thema, mit dem sich das Start-up Uptodate zunächst beschäftigen möchte, ist Alter und Pflege. Laut Vorstandschefin Barbara Schick kann „Holiday Care“ schon bald durch „Reha Care“ ergänzt werden.
Wie gut die neuen Serviceleistungen von Kunden angenommen werden und ob auch andere Anbieter dieses Geschäftsmodell umsetzen werden, bleibt abzuwarten.
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