Mit der gesetzlichen Krankenversicherung Schluss machen, das ist meist eine Entscheidung fürs Leben. Ist sie erst einmal weg, bekommt man sie so schnell nicht wieder zurück. Wer über einen Wechsel zur privaten Krankenversicherung nachdenkt, sollte die gesetzliche nicht fluchtartig hinter sich lassen, sondern zuvor die größten Stolpersteine aus dem Weg schaffen.
1. Stolperstein: Nachteile unterschätzen
Ohne Frage, die private Krankenversicherung bringt viele Vorteile mit sich. Sie ist ein Luxus für die Gesundheit und gewährt Zugang zu bester medizinischer Versorgung. Privatpatienten werden im Wartezimmer oft bevorzugt behandelt. Nicht selten stehen ihnen Behandlungen mit den neuesten Methoden, in Privatkliniken oder bei Spezialisten im Ausland zu. Welche Leistungen die Versicherung genau abdeckt, entscheiden die Versicherten selbst. Sie können den Umfang ihrer Versicherung selbst zusammenstellen. Vereinbarte Leistungen sind garantiert und können, anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung, nicht mehr gestrichen werden. Wer anfangs jedoch ein niedriges Absicherungsniveau wählt, kann dies später nur schwer erhöhen. Meistens ist dazu eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich, die zur Erhebung von Risikozuschlägen führen kann.
Wer jung und vor allem gesund ist, zieht daraus einen deutlichen Vorteil: je geringer das gesundheitliche Risiko, desto günstiger auch die zu zahlenden Beiträge. Doch dieses Prinzip gilt auch umgekehrt. Wenn das Risiko zu erkranken besonders hoch ist, kann die Versicherung die Aufnahme verweigern oder Beitragszuschläge verlangen. Da die Beiträge nicht vom Einkommen abhängen, sondern von den Kosten, die der Versicherte verursacht, wird die private Krankenversicherung mit dem Alter teurer. Bei einer geringen Rente kann das schnell zu finanziellen Problemen führen. Darüber hinaus ist ein Wechsel zu einem anderen Anbieter fast nie lohnenswert, weil angesparte Alterungsrückstellungen (finanzielle Polster) damit verloren gehen. In die gesetzliche Krankenversicherung zurück zu wechseln, ist nur in Ausnahmefällen möglich. Wer älter als 55 Jahre ist, hat dazu kaum noch die Chance, es sei denn, er kann über den Ehepartner Mitglied der GKV-Familienversicherung werden.
Apropos Familienversicherung: Diese ist bei der gesetzlichen Krankenkasse kostenlos. In der privaten Krankenversicherung muss aber jedes Familienmitglied Beiträge zahlen.
Vor- und Nachteile liegen also nah beieinander und sollten bei jedem weiteren Schritt berücksichtigt werden. Wer die negativen Aspekte für leichtes Gepäck hält und ihr langfristiges Gewicht unterschätzt, legt sich damit unter Umständen selbst Steine in den Weg.
2. Stolperstein: Kassensturz vernachlässigen
Um sich überhaupt privat versichern zu können, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Denn privat versichern kann sich nur, wer nicht versicherungspflichtig ist. Dazu zählen Arbeitnehmer, deren Gehalt über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt, sowie Beamte, Selbstständige oder Studenten, die sich von der Versicherungspflicht befreien lassen.
Besteht theoretisch die Möglichkeit, zur privaten Krankenversicherung zu wechseln, bedeutet das noch nicht, dass es sich dabei um die richtige Entscheidung handelt. Zuerst sollte genau berechnet werden, ob der Luxus für die Gesundheit langfristig finanzierbar ist. Eine gründliche Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben zeigt auf, wie viel Geld monatlich noch zur Verfügung steht. Es sollte realistisch überlegt werden, ob die Beiträge für eine private Krankenversicherung bezahlt werden können und ob die finanzielle Situation konstant bleibt. Vor allem muss berücksichtigt werden, dass Beiträge im Alter steigen. Ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung sollte bis zum 35. Lebensjahr stattfindet, damit er sich auszahlt. Somit ist die Laufzeit lang genug und das Ansparen der Alterungsrückstellungen kann günstiger werden.
Unregelmäßige Ausgaben, die etwa für Urlaube anfallen, werden am besten durch zwölf geteilt und zu den fixen monatlichen Kosten dazugerechnet. Ausgaben für Kleidung oder Freizeitaktivitäten sind schwer festzumachen. Hier gilt: lieber zu viel einplanen als zu wenig. Es ist ein weit verbreiteter Fehler, die eigenen Ausgaben schönzurechnen.
3. Stolperstein: Leistungen falsch bewerten
Dass Versicherte selbst festlegen können, welche Leistungen sie benötigen, ist von Vorteil. Doch es setzt auch voraus, dass sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und verstehen, was wichtig für sie ist. Deshalb gilt: niemals vorschnell für Leistungen entscheiden oder auf sie verzichten. Sich mangels Zeit und Geduld für den schnellsten Weg zu entscheiden, kann am Ende einiges kosten. Welche Leistungen notwendig sind, will gut überlegt sein.
Lesen Sie auch: Private Krankenversicherung, welche Leistungen braucht man?
4. Stolperstein: Utopische Erwartungen
Einen Tarif zu finden, der in allen Punkten genau den eigenen Vorstellungen entspricht, ist unwahrscheinlich. Wer einen festen Plan im Kopf hat, ist gut vorbereitet, sollte sich daran aber nicht festklammer. Ein Interessent, der festlegen kann, welche Leistungen er unbedingt in Anspruch nehmen möchte, welche optional infrage kommen und auf welche er verzichten kann, ist seinem Ziel schon sehr nahe. Mit der richtigen Herangehensweise lässt sich somit eine private Krankenversicherung finden, die einen guten Kompromiss darstellt.
Achtung: Antragsteller sollten sich bei der Tarifauswahl nicht nur auf ihre gewünschten Leistungen versteifen, sondern auch auf den Anbieter achten. Denn mit ihm gehen Versicherte einen langjährigen Vertrag ein – sie sollten sich also gründlich über den Vertragspartner informieren, bevor sie eine Entscheidung treffen.
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