Viel zu wenig Menschen in Deutschland verfügen über eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Gründe dafür sind meistens die gleichen. Und oft handelt es sich dabei um Irrtümer. Zeit, damit aufzuräumen.
„Mich trifft es nicht“
Wenn Sie Glück haben, stimmt das. Doch betrachtet man es realistisch, kann es tatsächlich jeden treffen. Denn Berufsunfähigkeit ist keine Seltenheit. Fast jeder vierte Arbeitnehmer ist laut der gesetzlichen Rentenversicherung im Laufe seines Lebens betroffen. Auch junge, gesunde Menschen oder Arbeitnehmer, die keine gefährlichen Berufe oder Hobbys haben, sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Berufsunfähigkeit ist nämlich nicht nur die Folge schwerer Unfälle, sondern hat vorrangig andere Ursachen, die oft unterschätzt werden.
- Nervenkrankheiten: 31,88%
- Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates: 20,33%
- Krebs und Tumore: 17,77%
- Unfälle: 8,38%
- Herzerkrankungen: 7,03%
- Sonstige Erkrankungen: 14,58%
Quelle: Statista, stand 2021
Das Risiko der Berufsunfähigkeit hat also jeder – nicht nur Gerüstbauer oder Dachdecker, sondern auch diejenigen, die einen vermeintlich sicheren Job ausüben, etwa im Büro. Rückenleiden ist in solchen Fällen häufig verbreitet. Auch Stress gehört heutzutage zu den meisten Berufen dazu und kann schnell zur Berufsunfähigkeit führen.
„Das hat noch Zeit“
Besonders junge Menschen gehen sorglos mit dem Thema Berufsunfähigkeit um. Meist verschwenden Auszubildende, Studenten und Berufseinsteiger kaum einen Gedanken daran, sich in dieser Hinsicht abzusichern. Dabei ist es ein folgenschwerer Fehler, sich auf seine Jugend zu verlassen. Berufsunfähigkeit ist kein Thema, das erst im Alter aufkommt. Ältere Menschen sind nicht unbedingt häufiger betroffen als junge.
Sich schon früh gegen Berufsunfähigkeit abzusichern, ist empfehlenswert. Die Versicherung kann somit zu günstigen Konditionen abgeschlossen werden. Je älter der Antragsteller, desto teurer wird der Abschluss. Und auch wenn Vorerkrankungen ins Spiel kommen, werden schnell einmal Risikozuschläge verlangt. Bei einem zu hohen Risiko kann es sogar sein, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung gar nicht abgeschlossen werden kann.
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„Der Staat wird schon für mich sorgen“
Weit gefehlt. Seit 2001 zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr zum Schutz der gesetzlichen Rentenversicherung. Die staatliche Erwerbsminderungsrente gibt es zwar immer noch, doch sie reicht im Falle der Arbeitsunfähigkeit nicht aus, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Erwerbsminderungsrente erhält außerdem nicht jeder ohne Weiteres. Sie muss oft hart erkämpft werden und den vollen Anspruch haben nur diejenigen, die nicht mehr als drei Stunden am Tag arbeiten können. Bei dem Höchstbetrag handelt es sich nur um ca. ein Drittel des letzten Nettogehalts.
Übrigens: Die Erwerbsminderungsrente bekommen Sie auch, wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.
„Ich habe eine Unfallversicherung, das reicht“
Dieser Irrtum ist weit verbreitet. Doch Berufsausfälle, die durch Krankheiten verursacht werden, sind von der Unfallversicherung nicht abgedeckt. Zwar schützt die Unfallversicherung vor Unglücken und deren (finanziellen) Folgen. Doch wer durch andere, viel wahrscheinlichere Gründe nicht mehr arbeiten kann, ist nicht abgesichert. Eine Berufsunfähigkeit bietet definitiv den umfassenderen Schutz, weil sie in den verschiedensten Fällen greift.
„Ich trage das Risiko allein“
Auf eine Versicherung zu verzichten und das Risiko der Berufsunfähigkeit durch Ersparnisse selbst zu tragen, ist in den meisten Fällen keine gute Idee. Denn die Rücklagen müssten so hoch sein, dass sie auf lange Dauer ein Einkommen ersetzen. Besonders wenn die Berufsunfähigkeit früh eintritt, ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Kosten selbst getragen werden können. Wer im Alter von 45 Jahren berufsunfähig wird, muss bis zum Rentenbeginn mit seinem Ersparten auskommen – das sind über 20 Jahre.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt dafür, dass der Lebensstandard trotz mangelndem oder fehlendem Einkommen weitestgehend gehalten werden kann. Es wird eine Rente ausgezahlt, deren Höhe der Versicherte bei Vertragsabschluss festlegen kann. Je höher die Rente sein soll, desto höher auch die monatlichen Beiträge.
„Die Versicherung ist zu teuer und zahlt am Ende nicht“
Wird ein Mann mit Mitte 30 berufsunfähig, muss er bis zur Rente auf Einnahmen von über einer Million Euro verzichten. Je nach Art des Jobs kann es auch weitaus mehr sein. Vor diesem Hintergrund verfehlt das am meisten aufgeführte Argument – die Versicherung sei zu teuer – seine Wirkung. Auch wenn die monatlichen Beiträge teilweise hoch sind, sollten sie immer im Verhältnis zum möglichen Gehaltsverlust betrachtet werden. Beiträge lassen sich außerdem verringern, indem die Versicherung schon früh abgeschlossen wird und die vereinbarte Rentenhöhe nicht den Rahmen sprengt. Erhöhungsoptionen vertraglich offen zu halten, bietet sich an. Denn eine Rente, die zu niedrig ist, lohnt sich unter Umständen nicht.
Dass die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlt, ist oft eine unbegründete Sorge. Die meisten Anträge werden angenommen. Natürlich ist es wichtig, sich vor Vertragsabschluss gut darüber zu informieren, wann welche Leistungen in Anspruch genommen werden können.
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Wichtig: Vor Vertragsabschluss müssen Fragen zur Gesundheitsprüfung wahrheitsgemäß und gewissenhaft beantwortet werden. Außerdem sollten Antragsteller darauf achten, dass der Vertrag keine „abstrakte Verweisung“ beinhaltet – dann zahlt die Versicherung nicht, wenn der Versicherte noch einen anderen als seinen bisherigen Beruf ausüben kann.
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