Berufsunfähigkeit ist ein Thema, das immer mehr Menschen beschäftigt. Sich gegen den Verlust der eigenen Arbeitskraft abzusichern, erscheint vielen mittlerweile genauso wichtig wie die Altersvorsorge. Denn ohne Einkommen stünden sie nicht nur im Alter, sondern auch schon in jüngeren Jahren schlecht da. Bei Berufsunfähigkeit stehen oft nicht körperliche Risiken im Vordergrund, sondern die Psyche. Ständige Erreichbarkeit, Stress sowie Zeit- und Leistungsdruck zwingen immer mehr Menschen zum verfrühten Austritt aus dem Arbeitsleben.
Umso wichtiger ist es deshalb, Urlaubszeiten richtig zu nutzen. Viele Beschäftigte geben an, dass sie ihren Feierabend, ihre Wochenenden oder sogar ihre Urlaube nicht mehr richtig spüren können und dass keine Chance auf echte Entspannung besteht. Hierbei kann die Wissenschaft helfen. Denn wer seinen Urlaub richtig vorbereitet, die optimale Dauer wählt und für eine entspannte Rückkehr in den Job sorgt, kann viel für seine (mentale) Gesundheit tun. Psychologie und Neurologie greifen hierbei Hand in Hand, wie das Onlineportal IhreVorsorge berichtet.
Starke Erschöpfung früh genug erkennen
Eine Langzeitstudie der Universität Helsinki habe zum Beispiel ergeben, dass zu wenig Urlaub zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. Auch Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen hätten heutzutage deutlich zugenommen, wie Nikolai Egold von der Hochschule Fresenius in Frankfurt mitteile.
Wichtig sei vor allem, die Anzeichen für Erschöpfung und Ermüdung rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Wer sich urlaubsreif fühlt, müsse in vielen Fällen „eher von einem stärkeren Erschöpfungserleben sprechen“, wird Johannes Wendsche von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Bericht zitiert. Anzeichen wären unter anderem anhaltende Leistungsschwankungen, mangelnde Motivation, verstärkte Ruhebedürftigkeit nach der Arbeit oder soziale Probleme.
Erholung ist kein Luxus, sondern ein Bedürfnis
Dass das Bedürfnis, sich zu entspannen und abzuschalten nicht von ungefähr kommt, ist ebenfalls wissenschaftlich belegt. So habe Egold auf mehrere Studien verwiesen, die die positiven gesundheitlichen Auswirkungen eines richtig genutzten Urlaubs aufzeigen. Danach seien die Betroffenen aktiver, leistungsfähiger und hätten weniger Fehltage im Job.
Kommt es auf die Urlaubsdauer an?
Wendsche sei der Ansicht, dass ein langer Jahresurlaub weniger nütze als mehrere kurze Urlaube. Seiner Meinung nach mache „die Dosis nicht so sehr den Effekt“, weil die erzielte Erholung spätestens nach ein bis zwei Wochen im Arbeitsalltag wieder verschwinde. Seine Urlaubszeit gleichmäßig aufs Jahr zu verteilen, könnte deshalb womöglich die effektivere Variante sein.
Wichtig sei auch die Vor- und Nachbereitung des Urlaubs. So sollten Beschäftigte sich an ihren letzten Arbeitstagen nach Möglichkeit mit einfacheren Arbeiten beschäftigen, die sie vor allem auch zum Abschluss bringen können, bevor sie sich in den Urlaub verabschieden. Je stressiger die letzten Arbeitstage, desto geringer sei die Erholung. Auch bei der Rückkehr in den Arbeitsalltag sollte man es ruhig angehen lassen. Im klassischen Bürojob sei es zum Beispiel ideal, am Mittwoch wieder anzufangen, sodass zu Beginn nur drei Tage Arbeit vor einem liegen. Hilfreich sei es auch, die Erinnerungen an den Urlaub wachzuhalten. So sei es möglich, den Erholungseffekt zu verlängern. „Wer seine Urlaubserinnerungen reflektiert, profitiert länger vom Wohlbefinden“, wird Wendsche zitiert. Das könne zum Beispiel durch Souvenirs oder Fotos erreicht werden, aber auch vom Erzählen über den Urlaub.
Richtig abschalten
Viele Beschäftigte, die die oben genannten Tipps vielleicht schon nach bestem Wissen anwenden, können sich in ihrem Urlaub dennoch nicht richtig entspannen. Oft liegt das daran, dass die Arbeit im Kopf ständig präsent ist. Egold empfehle daher, sich telefonisch und per E-Mail für eine gewisse Zeit unerreichbar zu machen. Vielen fällt das schwer, doch irgendwann wird sich der Effekt bemerkbar machen. Der Neurobiologe Bernd Hufnagl aus Wien gebe hierzu den Tipp, sich bewusst auf schöne Details zu konzentrieren, die nichts mit der Arbeit zu tun haben: „Wie rauscht das Meer? Wie riecht das Essen? Solche Informationen bewusst wahrzunehmen ist wichtig, weil wir im Alltag durch die vielen To-Dos immer oberflächlicher werden.“
Das „Dramma-Modell“ hilft
Das sogenannte Dramma-Modell benennt sechs Kategorien, die im gleichen Maße beachtet werden sollten, um eine effektive Erholung im Urlaub zu erreichen:
- Detachment (Gedankenfreiheit)
- Recovery (Entspannung)
- Autonomy (Selbstbestimmtheit)
- Mastery (Herausforderungen, z.B. eine neue Sportart)
- Meaning (Sinnhaftigkeit, also etwas Sinnvolles tun)
- Affiliation (Verbundenheit, z.B. zu Freunden oder Familie)
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