Die Angst vor dem Zahnarzt loswerden. Leichter gesagt, als getan. Betroffene befinden sich in einem Teufelskreis, den sie nur schwer durchbrechen können. Trotzdem ist es wichtig, die Angst vor dem Zahnarzt in den Griff zu bekommen. Denn die Gesundheit der Zähne und der eigenen Psyche steht auf dem Spiel. Dauerhafte Belastung durch Stress und Angst führt schnell zu gesundheitlichen Folgeerscheinungen.
Unwohlsein ist verständlich
Menschen, die unter Zahnarztangst leiden, fühlen sich damit oft allein. Doch das sind sie keinesfalls. Deutschlandweit leiden mehrere Millionen Menschen unter dieser psychischen Belastung. Und ein gewisses Unwohlsein ist durchaus verständlich. Immerhin müssen Patienten ihren Mund vor fremden Menschen öffnen und dabei Behandlungen mit Gerätschaften über sich ergehen lassen, die ihnen vielleicht nicht ganz geheuer sind. Es entsteht das Gefühl des Ausgeliefertseins. Doch die Gründe für eine besonders ausgeprägte Zahnarztangst liegen meist tiefer.
Traumatische Erlebnisse
Zahnarztangst ist in der Regel auf traumatische Erlebnisse zurückzuführen. Dazu zählen zum Beispiel schmerzhafte und grobe Eingriffe. Doch die Angst muss nicht immer mit körperlichen Schmerzen zu tun haben. Geht der Zahnarzt falsch mit seinem Patienten um, können auch vergleichsweise harmlose Behandlungen traumatische Auswirkungen haben. Machtlosigkeit und das Gefühl, übergangen zu werden, haben einen starken Einfluss auf viele Menschen. Kommt dann noch verbale Grobheit und unhöfliches Verhalten des Zahnarztes hinzu, steigert sich das Unwohlsein schnell zur Angst.
Unabhängig davon, ob die Angst auf das Verhalten des Zahnarztes, auf eine schmerzhafte Behandlung oder auf beides zurückzuführen ist – es gibt Wege, sie zu überwinden.
Vorbereitung ist das A und O
Wer den Entschluss fasst, endlich seine Zahnarztangst zu überwinden, sollte das Ganze langsam angehen. Zunächst kann es schon hilfreich sein, genauer über die Hintergründe der Angst nachzudenken. Stellen Sie sich die Frage, auf welches Erlebnis Ihre Angst zurückzuführen ist. Wenn Sie eine Antwort finden, können Sie das Problem direkt bei der Wurzel packen.
Über Ängste reden
Es ist wichtig, dass Sie über Ihre Ängste sprechen. Auch, wenn Ihnen noch gar nicht klar ist, woher Ihre Angst kommt und wie Sie sie erklären sollen. Wahrscheinlich verdrängen Sie den Gedanken lieber, als sich jemandem anzuvertrauen. Dadurch erhöhen Sie aber nur Ihr Stresslevel. Mit jemandem über die Angst zu reden, kostet zwar Überwindung. Am Ende werden Sie aber Erleichterung verspüren. Die Angst auszusprechen, kann sie schon verringern. Sie wird dadurch weniger bedrohlich.
Begleitperson auswählen
Im gleichen Zuge können Sie Ihre Vertrauensperson fragen, ob sie Sie zum Zahnarzt begleitet. Wenn Sie jemanden an Ihrer Seite haben, der von Ihren Ängsten weiß und die Situation versteht, fühlen Sie sich weniger allein und ausgeliefert.
Nicht ins kalte Wasser springen
Wenn Sie unter starker Zahnarztangst leiden, sollten Sie nicht gleich einen Behandlungstermin vereinbaren. Auch nicht, wenn Sie eine Begleitperson haben. Entscheiden Sie erst in Ruhe, zu welchem Zahnarzt Sie gehen möchten. Meistens bietet es sich an, einen neuen Zahnarzt aufzusuchen. Es gibt Praxen, die auf Angstpatienten spezialisiert sind. Machen Sie sich im Internet über das Angebot in Ihrer Umgebung schlau. Wenn Sie sich für einen Zahnarzt entschieden haben, melden Sie sich dort telefonisch und vereinbaren Sie einen Termin zum Kennenlernen. Erwähnen Sie explizit, dass Sie unter Zahnarztangst leiden und beim ersten Besuch keine Behandlung wünschen.
Schon bei der Recherche und dem ersten Telefonat merken Sie, ob es sich um eine geeignete Praxis handelt. Auf folgende Kriterien sollten Sie achten:
- Wird auf der Homepage ausdrücklich erwähnt, dass Routine im Umgang mit Angstpatienten besteht?
- Werden spezielle Entspannungstechniken angeboten?
- Nimmt das Personal sich Zeit für Angstpatienten? Werden Sie schon am Telefon geduldig beraten?
- Wirkt Ihr Gesprächspartner am Telefon verständnisvoll und vertrauenerweckend?
- Erhalten Sie als Angstpatient schnell einen kurzfristigen Termin?
Behalten Sie die Kontrolle
Jetzt kommt es darauf an, wie das Praxispersonal vor Ort mit Ihrer Angst umzugehen weiß. Im Idealfall tasten sich Zahnarzt und Zahnarzthelfer gemeinsam mit Ihnen vor: Sie zeigen Ihnen die Räumlichkeiten, sprechen mit Ihnen über die Angst und beginnen erst mit einer Kontrolluntersuchung, wenn Sie dazu bereit sind.
Wenn Sie sich wohl genug fühlen und einer Untersuchung zustimmen, sollte der Zahnarzt jeden seiner Schritte zuerst erklären. Er sollte mit Ihnen über die verschiedenen Geräte sprechen. Wofür sind sie gut? Wann kommen sie zum Einsatz? Verursachen sie Schmerzen? Bevor es losgeht, sollte außerdem der Ablauf erklärt werden. Wie fängt die Untersuchung an? Was müssen Sie dabei tun? Was wird der Arzt tun? Warum wird er es tun? Wie lange wird es dauern? Was werden Sie spüren? Haben Sie die Möglichkeit, die Untersuchung abzubrechen? Es empfiehlt sich, vorab Handzeichen zu vereinbaren. So können Sie zum Beispiel durch das Heben der Hand signalisieren, dass Sie eine Pause brauchen.
Wichtig: Haben Sie keine Angst davor, nein zu sagen. Wenn Sie sich nicht gut aufgehoben und verstanden fühlen, müssen Sie sich nicht behandeln lassen. Bestehen Sie darauf, dass Ihnen alles genau erklärt wird und dass Sie selbst das Tempo vorgeben.
Entspannungstechniken, Dämmerschlaf, Vollnarkose
Wenn rücksichtsvoller Umgang und ausführliche Erklärungen nicht genügen, um Ihnen die Angst zu nehmen, kommen zusätzlich Entspannungstechniken oder Narkosen infrage. Manche Patienten überwinden Ihre Angst zum Beispiel durch Yoga oder progressive Muskelentspannung. Hierzu ist die Anleitung durch einen Experten erforderlich – und eine Menge Zeit. Für gezielte Verhaltenstherapien zahlt oft sogar die Krankenkasse. Um passende Angebote zu finden, fragen Sie am besten bei Ihrer Krankenkasse oder Ihrem Zahnarzt nach.
Wenn Sie hingegen zu den Angstpatienten gehören, die von der Behandlung gar nichts mitbekommen möchten, gibt es noch die Möglichkeit der Vollnarkose oder der Dämmerschlafnarkose. Dazu muss die Praxis entsprechend ausgerüstet sein. Informieren Sie sich also schon im Vorfeld darüber, ob Erfahrung im Bereich der Vollnarkose und Sedierung von Patienten besteht.
Nach dem Zahnarztbesuch
Auch nach dem Gang zum Zahnarzt können Sie selbst einiges tun, um Ihre Angst unter Kontrolle zu halten. Zum Beispiel, indem Sie sich wieder an Ihre Vertrauensperson wenden. Sprechen Sie mit ihr darüber, wie Sie den Termin gemeistert haben – auch, wenn sie dabei war. Erzählen Sie ausführlich, wie es Ihnen dabei ging, was gut war und was schlecht. Reflektieren Sie, ob Ihre Ängste begründet waren oder ob der Zahnarzt Sie in bestimmten Punkten beruhigen konnte. Arbeiten Sie bewusst die positiven Erfahrungen heraus und rufen Sie sich diese stets ins Gedächtnis.
Achten Sie nach dem erfolgreichen Zahnarztbesuch auch wieder vermehrt auf Ihre Zahnpflege. Selbst wenn Sie beim ersten Termin noch nicht untersucht oder behandelt wurden – Sie haben wieder ein Bewusstsein für Ihre Zahngesundheit geschaffen. Halten Sie es aufrecht, indem Sie regelmäßig Zähne putzen, Mundspülung und Zahnseide benutzen und zuckerhaltige Nahrungsmittel reduzieren. Über Ihre positive Entwicklung können Sie sich mit anderen Angstpatienten austauschen, zum Beispiel in entsprechenden Foren im Internet. Berichten Sie über Ihre Erlebnisse und Ihre positive Entwicklung.
Wichtig: Vereinbaren Sie bei jedem Zahnarztbesuch direkt den nächsten Termin zur Kontrolluntersuchung. So laufen Sie nicht Gefahr, ihn hinauszuzögern und erneut Angst zu entwickeln.
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